Die Kirchenorgel

Als die Kirchenorgel 1893 von Feldkirch nach Schlans kam
Bei Nachforschungen in der Kantonsbibliothek Chur ist folgender Zeitungsartikel, erschienen in der Bündner Zeitung vom 12. Dezember 1893, entdeckt worden. Es ist ein interessanter Beitrag über die Ankunft der neuen Orgel für die Kirche in Schlans:
Schlans (Korresp.) Endlich ist den Schlansern ....... widerfahren. Ihre fromme, junge, hübsche Königin, sie ist mit grossem Gefolge aus Österreich auf immerwährenden Besuch hier angelangt. Sofort begab sie sich in die Kirche. Die ganze Gemeinde, Schulkinder und Greise ausgenommen, eilte ihr hochbegeistert bis Truns entgegen um sie dort mit aller Freude, Höflichkeit und Pietät zu begrüssen und anher zu begleiten, resp. um sie von dort sanft und vorsichtig sogar auf den Armen und Schultern bergauf nach Schlans zu tragen. Macht der Liebe, die erfinderisch ist und alle vermag, ähnlich derjenigen der Franzosen vis-à-vis den gottesfürchtigen Russen. Erwähnte liebenswürdige königliche Maiestät ist, um es kurz zu sagen, keine andere, als unsere neue Orgel, die Königin aller musikalischen Instrumente, welche letzten Freitag, als am Feste der grossen Himmelskönigin und jungfräulichen Gottesmutter Maria, durch zwei Experten (Herrn Prof. Schmid von Grüneck, Surrhein, und Herrn Pfr. Casanova, Truns) feierlich kollaudirt und gelobt wurde.

Die Orgel besteht aus 11 klingenden Registern, ausgezeichnet durch Klangschönheit, Charakter und gegenseitiges korrektes Verhältnis. Ein besonders wundervoll zartes Register ist das „Dolce“, welches wie Orgelspiel und Gesang aus weiter, weiter Ferne erklingt, ähnlich wie bei der weltberühmten St. Leodigar-Orgel in Luzern, welche einen Werth von rund 100'000.- Fr. repräsentirt.

Bequem ist der Kollektivtritt, bequem das Abstossen der Register durch blosse Berührung der Köpfe. Elegant ist der Spieltisch, das Manuale auf der Epistelseite, sowie auch die Nomenclatur unter den einzelnen Registerzügen auf weissen Porzellanblättchen. Die ganze Mechanik ist äusserts praktisch eingerichtet, solid und fein gearbeitet. Nichts, absolut nichts wurde dabei gespart, nichts verpfuscht, nichts übersehen oder gering geschätzt. Das Material an Holz und silberweissem Zinn lässt nichts zu wünschen übrig. Die Intonation ist gelungen.

Das Orgelwerk entspricht überhaupt allen gerechten Anforderungen der Neuzeit, befriedigt im höchsten Grade das ästhetische Auge, das ächt musikalische Ohr, verschönert unsern öffentlichen Gottesdient, erleichtern den Gesangsvortrag, ziert allzeit die Pfarrkirche, die löbl. Gemeinde, das ganze Land, lobt sich selbst, ehrt seinen Schöpfer, Hrn. Orgelbauer Mayer von Feldkirch, dessen neues, grosseres Prachtwerk schon bei Gelegenheit der Wiener Ausstellung im Jahre 1873 von den ersten Fachkennern in Gegenwart des österreichischen Kaisers selbst auf die schmeichelhafteste Weise beurtheilt wurde.

Möge der Ruf seiner Kunst immer weiter und weiter dringen. Mögen auch bündnerische kluge und veständige Kirchenvorstände, welche neue Orgeln bauen oder alte repariren lassen wollen, gleich an Herrn Mayer denken, ihn konsultiren, ihn mit einem baldigen Auftrage beehren. Sehe man dabei ja nicht allzu sehr auf den Preis, denn eine wirklich gute, schöne, solide Orgel ist immer billig, während eine schlechte und mangelhafte immer theuer, viel zu theuer und kostspielig ist. Was wenig oder nichts kostet, ist in der Regel auch nur wenig oder nichts, oft weniger als nichts werth.

So viel als die ganz kleine und einfache Berggemeinde Schlans, ohne Handel und Industrie, zur grössern Ehre Gottes vermag, werden bei etwas gutem und redlichen Willen hoffentlich wohl auch anderen zum Theil weit grössere und reichere Gemeinden diesfalls vermögen und zu verwircklichen im Stande sein. Dixi, qui capere potest, capiat.
Erste Totalrevision

In den Jahren1981/82 wurde die Kirche renoviert. Bei der Renovation wurde die Orgel von der Firma Orgelbau Felsberg demontiert und revidiert. Später wurden kleinere Reparaturen getätigt.

Zweite Totalrevision
Im April 2013 erfolgte eine zweite, totale Revision der inzwischen 120. jährigen Kirchenorgel. Diese Revision ermöglicht hat eine zufällige Bekanntschaft mit Hans Fuchs aus Einsiedeln. Er stattete Schlans einen Besuch ab und entdeckte dort die Orgel. Nach dem Spiel und der Bewunderung des Instruments ergab sich in der Gartenbeiz bei Annamaria Pfister ein längeres Gespräch über den Zustand der Orgel.
Der bekennende Freud alter Orgeln zögerte nicht lange und sicherte seine Unterstützung bei einer eventuellen Revision zu. Nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem Pfarreivorstand übernahm Hans Fuchs die Organisation und Finanzierung der Orgelrevision.
Die Orgelbaufirma Gebrüder Mayer in Feldkirch/A, welche die Orgel ursprünglich erbaut hatte, wurde für die Revision angefragt.
Nachkommen in dritter und vierter Generation der Firma Mayer Orgelbau, Gerhard und Monika Mayer und Sohn, haben die Orgel demontiert, gereinigt und kleinere Reparaturen ausgeführt.

Laut Mayer ist die Orgel mit seiner 120-jährigen Geschichte in sehr gutem Zustand. Seine Aussage lautet: Hat die Orgel bis heute die Jahre überstanden, wird sie vermutlich noch lange am Leben bleiben.

Nach Abschluss der gelungenen Renovation fand am 2. Juni 2013 ein Jubiläumskonzert statt. An der Orgel: Christian Scheifele, am Violoncello Rolf Laubi.